Film und Gespräch
Der Wunsch nach einem Kind entsteht auch jenseits von Mann-Frau-Beziehungen, etwa in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder bei alleinstehenden Frauen. Es gibt heute viele Wege, sich diesen Kinderwunsch zu erfüllen: Samenspende, Adoption oder auch die in Deutschland nicht erlaubte Eizellspende oder die Leihmutterschaft. Welche neuen Formen von Familie und von Beziehungen entstehen auf diese Weise? Welche Verstrickungen bringen die sozialen Bindungen, die durch ein Kind gestiftet werden, zwischen allen Beteiligten mit sich?
In ihrem Film Menschenskind setzt sich die Filmemacherin Marina Belobrovaja mit ihrer Entscheidung auseinander, als Single-Frau ein Kind durch eine anonyme Samenspende zu bekommen. Sie dokumentiert den Familienalltag mit ihrer Tochter und portraitiert Paare und Personen, die sich für einen ähnlichen Weg entschieden haben oder ihrerseits durch eine Samenspende entstanden sind.
Gespräch mit:
Marina Belobrovaja, Regisseurin der Dokumentation Menschenskind und Mutter einer Tochter aus einer anonymen Samenspende
Prof. Dr. Andreas Bernard, Kulturwissenschaftler, Leuphana Universität Lüneburg, Autor u. a. von Kinder machen. Samenspender, Leihmütter, Künstliche Befruchtung. Neue Reproduktionstechnologien und die Ordnung der Familie (Fischer Verlag, 2014)
Sven Riesel, hat mit 35 Jahren erfahren, dass er 1980 in der DDR durch eine anonyme Samen-spende gezeugt wurde. Er war selbst Samenspender für ein lesbisches Paar, wollte aber bewusst nicht anonym bleiben.
Über die Reihe „Macht der Herkunft - Was bestimmt, wer wir sind und werden können?“
Wer und wie wir sind, wird auch durch unsere familiäre, soziale, kulturelle, geographische Herkunft mitbestimmt. Das Streben nach der eigenen Identität, einem selbstbestimmten und gelingenden Leben setzt darum meist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft voraus. Manchmal besteht sie in einem Kampf dagegen oder einem Bekenntnis dazu, einem Fortschreiben von Tradition, dem Verweigern oder dem Antreten eines Erbes.
Der Möglichkeitsraum zwischen dem prägenden Einfluss unserer Herkunft und unserer persönlichen Freiheit soll in dieser Reihe im Gespräch mit Expert:innen aus Literatur und Kunst, Wissenschaft und Alltag abgeschritten werden.
Quelle: Hygiene-Museum