-
Charlotte Brontës Roman JANE EYRE gilt noch heute als Tor in eine, nicht nur literarische, Zukunft! Brontës einfühlsame und psychologisch visionäre Schilderung einer jungen Frau, die sich unter lausigsten Bedingungen des viktorianischen Zeitalters ein intellektuelles, moralisches und auch sexuelles Urteilsvermögen erkämpft, hat Schriftsteller wie Marcel Proust und James Joyce nachhaltig beeinflusst. Denn die Geschichte folgt dem Bewusstseinsstrom ihrer Protagonistin, folgt der intimen Perspektive des verwaisten Mädchens Jane, das im Schatten pädagogischer Grausamkeit aufwächst. Nach jahrelanger körperlicher und seelischer Züchtigung durch Verwandtschaft und Internat nimmt sie eine Stelle als Gouvernante an. Auf einem isolierten Gut, das eine Reihe scheinbar ungenutzter Räume und unheimlicher Geräusche bereithält, verliebt sich Jane in ihren Arbeitgeber. Doch der beherbergt außer Jane noch eine andere: seine erste Ehefrau Bertha, die als Geist der Vergangenheit durch die Bodendielen dringt und Feuer legt, während die anderen schlafen. Die Weggesperrte ist der Ruf aus der Kammer, ist das Ungezähmte und Irrationale, ist all das, was Jane kraft ihrer Vernunft einer männlich geprägten Gesellschaft geopfert hat. Werden sich die beiden gemeinsam einen neuen Raum der Möglichkeiten erschließen?
Quelle: Staatsschauspiel Dresden