-
Die Kamenzer Klosterkirche zählt zu den wichtigsten Bauten der Spätgotik in der Oberlausitz.
Werkmeister Wolff Hrabisch errichtete sie für die Franziskanerobservanten mit Unterstützung einer einheimischen Bauhütte. Er wendete im Langhaus die von der Görlitzer Stadtbauhütte an der Frauenkirche um 1480 entwickelte neue Wölbtechnologie an: Die konstruktiven Spannbögen sind in den Dachraum hochgemauert, die Gewölberippen darunter gezogen. Dies ermöglichte die lichte Weite der Säulenstellungen und förderte die Vereinheitlichung der dreischiffigen Halle als Predigtraum.
Im Wesentlichen gliedert sich die Geschichte der Klosterkirche St. Annen in drei Epochen.
Die erste Phase reicht von der Erbauung der Kirche zwischen 1493 und 1512 bis zum Einzug der Reformation und zur Übergabe an die Stadt im Jahr 1565. In der zweiten Epoche diente sie als evangelische „Wendische Kirche“ für den sorbischsprachigen Gottesdienst. Ins Kloster zog u. a. die Ratslateinschule ein. Die letzte Zäsur setzte der Kamenzer Stadtbrand 1842. Die Kirche blieb mit Ausnahme des Dachstuhls relativ unbeschädigt, wie das bis heute erhaltene Inventar zeigt. Im Zuge der Sanierung erfolgte bis 1850 eine puristische Neugestaltung. Die stark beschädigten Klostergebäude wurden abgerissen.
Über die ursprüngliche Ausstattung der Klosterkirche ist wenig bekannt. Fünf Altäre waren 1565 Bestandteil der Übergabeurkunde des Klosters an die Stadt. Zur Erstausstattung gehörten das Heilands-/Salvatorretabel von 1513 und das nur rudimentär erhaltene Franziskusretabel. Das Hochaltarretabel der heiligen Anna im Chor wurde erst etwas später geschaffen.
Von der reichen Ausmalung der Kirche zeugen die 2009/10 freigelegte Himmelswiese im Chorgewölbe und das Fragment eines „Jüngsten Gerichtes“ an der Südwand.
Die ebenfalls florale Ausmalung des Langhausdeckengewölbes konnte bis auf ein Sichtfenster mit Originalbefund im Nordschiff noch nicht wieder freigelegt werden.quelle: lessingmuseum kamenz