Ist es Kabarett? Ist es Theater? Ein Kabarettstück nennt Autor Wolfgang Schaller sein Programm, das längst ein echter Dauerbrenner in der Herkuleskeule geworden ist. Kabinettstück wäre dabei ein ebenso passendes Wort. Denn in "Tunnel in Sicht" wird politisch der Degen und nicht der Säbel geschwungen; oder gar die Machete. Die Texte meistern spielend den Spagat zwischen Spaß und Ernst. "Ernst, der Spaß macht", findet Wolfgang Schaller. Und das sehen auch die Zuschauer so.
Drei schrullige Typen treffen sich an einem Bahnsteig. Drei Verlierer? Verlierer ist man nur, wenn man sich so fühlt, halten die Drei ihrem Schicksal entgegen. Allerdings fährt an diesem Bahnsteig schon länger kein Zug mehr, was die Drei aber ebenfalls ins Reich der alternativen Fakten verbannen. Schließlich warten sie hier nicht nur auf den Zug, sondern irgendwie auch gleich noch auf ihre Zukunft. Die arbeitslose Bäckereifachverkäuferin Dörte aus Dorte will Superstar werden, Doktorand Walentin Karl muss eigentlich nur noch seine Doktorarbeit abgeben, um durchzustarten und Sargbauer Fridolin Kasper hat ja ohnehin keine Sorgen. Oder ist das alles doch nicht ganz so einfach? Der verlassene Bahnsteig ist jedenfalls der perfekte Ort für sehr unterhaltsames politisches Kabarett. Und dass es trotz knallharter, aktueller politischer Pointen tatsächlich eine Menge zu lachen gibt, liegt natürlich nicht zuletzt an den drei Protagonisten: Birgit Schaller, Alexander Pluquett und Frank Weiland. Sie bringen Schallers (scharf)geschliffenen Wortwitz nicht "nur" rüber, sondern sich auch kräftig ein.
Fotos: Robert Jentzsch, https://rjphoto.de/
Quelle: Herkuleskeule Dresden