Ort: Großer Saal
Quelle: Hellerau Europäisches Zentrum der Künste
-
Es ist schön hier, so schön. An der Ostküste Rügens, zwischen Kiefernwald und Strandhafer, liegt das „Bad der 20.000“: Prora, ein Urlaubsparadies. Erdacht von den Nationalsozialisten als Erholungsort für die Deutschen (und nur für diese), um fit zu machen für die Arbeit und den Krieg. Nach dem Reichsparteitagsgelände ist der Gebäudekomplex des Seebades Prora das zweitgrößte zusammenhängende Architekturerbe aus der Zeit des Nationalsozialismus. Doch der Umgang damit ist ein gänzlich anderer: Kaum mehr sichtbar sind die Spuren der Vergangenheiten – die der nationalsozialistischen Gigantomanie ebenso wenig wie die der NVA-Kaserne, in der Bausoldat:innen den Dienst an der Waffe verweigerten oder Soldat:innen sozialistischer Konfliktparteien aus Mittel- und Südamerika, Südostasien und Afrika in den 1980er-Jahren Offizierslehrgänge absolvierten. Mit Beginn des neuen Jahrtausends wurde das Gebäude blockweise an private Investor:innen veräußert und ist heute (fast) das geworden, was es ursprünglich sein sollte: ein Urlaubs- und Erholungsort. Wie erzählt man von einem Ort, an dem eigentlich nichts Schreckliches passiert ist? Das Kollektiv fachbetrieb rita grechen setzt sich in seinem neusten Stück „Self Care Strandbefehl“ mit multidirektionalem Erinnern auseinander. Anhand des Fallbeispiels Prora wird die Frage gestellt, welche Formen des Gedenkens stattfinden dürfen und welche Vergangenheiten verdrängt werden. Gleichzeitig werden Praktiken der Erholung des Nationalsozialismus gegenwärtigen Ansprüchen an Urlaub und Freizeit gegenübergestellt. Dauer: ca. 2 Std. 30 Min. Sprache: Deutsch Publikumsgespräch im Anschluss am 19.01.Quelle: Hellerau Europäisches Zentrum der Künste