Schon die Instrumentierung des deutsch-belgischen Trios lässt Besonderes erahnen. Eine Bass-Klarinette anstelle von E-Bass und Schlagzeug, Saxofone anstelle von Gitarren oder Tasten und dazu die Stimme von Sander De Winne. Musik ist Poesie, die mal schlicht, mal durchdacht, aber zumeist von Liebe und Hingabe geprägt ist. Sie wird von Menschen für Menschen erdacht, komponiert und aufgeführt, um im besten Falle daran zu erinnern, wer wir sind. Dafür muss sie keineswegs phonstark um die Häuser ziehen. Oft sind es gerade die feinjustierten, leisen Töne, denen nachhaltige Wirkung innewohnt. FAVO 3, ein Trio, das bereits dreimal auf Albumlänge mit reduzierten Mitteln durch die Freiheit des Jazz und die vitalisierenden rhythmischen und harmonischen Besonderheiten aus vielen Ecken der Welt lustwandelte, definiert die Essenz des empathischen Musikmoments auf seinem vierten Album neu.
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Der allgegenwärtigen Perspektivlosigkeit, dem vielen gesellschaftlichen Hauen und Stechen, das unsere Zeit prägt, stellt das Trio mit »The Journey Home« ein konstruktives Wir-Gefühl gegenüber. Soul im klassischen 60’s-Wortsinn, so aktuell und relevant wie damals, als er für Gleichberechtigung und gegen Rassismus stand, prägt die 14 Stücke. Eingespielt mit Instrumenten, die wie Verstärker der drei Musikerseelen klingen, streichelt und umarmt das Sujet der Platte unmittelbar. Die Musik geht in die Tiefe, dringt melodisch und metrisch in jene Körperregionen vor, die emotional besonders empfänglich sind fürs Filigrane.
Zweifellos am Momentaufnahmen-Charakter der Freien Musik geschult, die auch in »The Journey Home« vorkommt, stellen FAVO 3 Harmonien-Offenheit vor abgeklärt-kalkuliertes Hantieren. Als tragende Instrumente finden Saxofon, Klarinette und Stimme einmal mehr zu gleichsam Chamber Soul mit höchst expressiven Dialogen zusammen. Da sind die allumgreifend schönen, melodischen Momente, in denen das Trio das Große im Kleinen findet, und damit Bacharach auf der Fährte ist. Harmonien-Brüche schaffen zusammen mit Arrangement-Krönchen Panoramen, die vor lauter kleinen Details äußerst lebendig pulsieren.
Der Erfahrungsschatz, aus dem der Saxofonist Volker Holly Schlott und der Klarinettist Falk Breitkreuz schöpfen, entstand in nunmehr beinahe anderthalb Jahrzehnten Zusammenarbeit. 2009 fanden sie während des Soundchecks einer anderen Band erstmals zusammen. Breitkreuz spielte auf seiner Bass-Klarinette Bass-Lines und Orchestrierungen gleichzeitig, womit Schlott eine wunderbare Grundierung für Soli oder Melodien gegeben war. Das damals entstandene Einstandsalbum trug dann auch den beinahe selbsterklärenden Titel »favo-Riten«.Quelle: Societätstheater