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Ausstellungen

Verletzlichkeit und Verantwortung 2. Ausstellung der Jahresreihe „Natürlichkeiten“

Galerie 2. Stock im Neuen Rathaus

Ausstellung „Verletzlichkeit und Verantwortung“ thematisiert Selbstverständnis und Selbsterkenntnis
Ab 2. März 2022 ist in der Galerie 2. Stock im Neuen Rathaus, Dr.-Külz-Ring 19, die zweite Ausstellung der im Dezember 2021 gestarteten neuen Ausstellungsreihe „Natürlichkeiten“ zu sehen. Die vierteilige Jahresreihe der Künstlerinnenvereinigung Dresdner Sezession 89 e. V.  stellt die Mensch-Umwelt-Beziehung in den Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung. Auch diese zweite Ausstellung kann pandemiebedingt nicht eröffnet werden, aller Voraussicht nach wird es aber eine Midissage in der Woche nach Ostern geben.

Die neue Ausstellung mit dem Titel „Verletzlichkeit und Verantwortung“ zeigt bis zum 28. Mai 2022 Arbeiten von Bärbel Kuntsche (Jg. 1939), Christiane Latendorf (Jg. 1968), Gerda Lepke (Jg. 1939) und Gudrun Trendafilov (Jg. 1958). Der Ausstellungstitel umschreibt metaphorisch die Suche nach dem eigenen Selbstverständnis als eine mögliche Art der Emanzipation im Denken auf dem Weg zur Selbsterkenntnis. „…und als ich mich selber trank, war ich zum Schauen erwacht. Da fiel mir Leben zu.“, schrieb Ingeborg Bachmann in ihren Tagebüchern.

So ist es wohl auch möglich, dass sich ein Körper in eine Landschaft verwandelt, dass äußere Ansichten sich in inneren Einsichten spiegeln. Die Selbstbilder der vier ausstellenden Künstlerinnen können wie Zustandsbeschreibungen der Seele gelesen werden. Insbesondere der Kopf war innerhalb der Kunstgeschichte immer auch ein Symbol für Intellekt, Seele, Zeitgefühl und Zeitgeist, für Modebewusstsein und Charakter, für Vergegenwärtigung von Heldentum und Herrscherkraft, für Weisheit, Verschlagenheit und Dummheit. Der Kopf ist ein Sinnbild für Verlust und Gewinn, für Versagen und Motivation.

Darauf nimmt Bärbel Kuntsche, die seit vielen Jahren jeden Tag mit einem Selbstporträt beginnt, direkt Bezug. Diese Selbstspiegelungen entsprechen sensibel ihrer jeweiligen Stimmung: kritisch oder empfindsam, freudvoll oder traurig und nachdenklich. Sie weiß um die Polarität von Stille. Die Stille in ihren Arbeiten ist auch mit Temperaturen verbunden, von warm bis kalt – wie zwischen dem Schwarz und Weiß ihrer Holzschnitte der gesamte farbige Kosmos verborgen ist. Man spürt die Sehnsucht, auch in den Gärten und Fensterausblicken, die Balance in einer Welt der Ungewissheiten nicht zu verlieren. Christiane Latendorf ist eine Künstlerin, die in beständiger Selbstbeobachtung die qualvollen Strudel ihrer Traumerfahrungen umkreist und diese oftmals befreienden Visionen in Bildern und Texten auslebt. Ihre stark farbigen, oft konturierten Kunst-Geschichten sind pointiert. Sie schmecken nach Abgründigem, nach Verwirrung, nach Wahnsinn. Sie sind auch Zufluchtsorte warmer wie dumpfer Behaglichkeit, die voll vom Geheimnis der Tage und Nächte sind. Gerda Lepke hat Alltagserfahrungen in eigene Mythologien verwoben, so dass diese als Gleichnis zeitlos Bestand haben und lesbar bleiben. Dazu gehören immer wieder Köpfe in ihrer eigenwilligen pointilistischen Handschrift. Bewegung, Leidenschaft und Schwingung zeichnen ihre Kunst aus. Die Kunst, sich ein Bild zu machen, ist ihr Lebensinhalt in einem niemals endenden Kampf, die Sprachlosigkeit zu überwinden. Sie hat sich nicht verloren in den Turbulenzen der Zeit. Gudrun Trendafilov ist eine Künstlerin figürlich akzentuierter Verinnerlichung. In der Zeichnung ist das Inwendige ablesbar und zeitlos, so dass das allgemeine Unbehagen, das Einsamkeit, Ziellosigkeit und Fremdbestimmung hervorrufen, aufgehoben wird. Alles ist möglich innerhalb der Poesie der Formen, Träume erfüllen sich und der Himmel berührt die Erde.

Die Betrachtenden werden herausgefordert, sich interpretierend in die Arbeiten der vier Künstlerinnen zu versenken, sich selbst zu finden und zu positionieren, um letztlich Mensch zu sein und zu bleiben in einer Zeit, die aus den Fugen geraten zu scheint.   

In den darauffolgenden zwei Schauen kreisen die Arbeiten thematisch um „Wachstum und Wandel“ und „Ressource und Konsequenz“. 

Geöffnet ist die Galerie 2. Stock montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, außer an Feiertagen. Der Eintritt ist frei. Für Besucherinnen und Besucher der Galerie gilt, bis auf Weiteres, die 3G-Regel und die Pflicht, eine FFP2-Maske zu tragen.